Skandinavische Literatur und Schreiben haben mich schon immer interessiert. Früher habe ich mich besonders für Krimis begeistert, Håkan Nessers Kim Novak badete niemals im See von Genezareth gehörte lange Zeit zu meinen Lieblingsbüchern.

Als Tomas Tranströmer 2011 den Nobelpreis für Literatur bekam, las ich sein Werk in Hanns Grössels Übersetzung. Weil ich ihn so beeindruckend fand und ich mich seit meiner Schulzeit für Sprachen interessierte, wollte ich wissen, wie er auf Schwedisch klang. Ich besorgte mir also einen Kurs und legte los. Schon bald konnte ich nicht nur Tranströmers Gedichte, sondern auch Nesser und andere im Original lesen. Und ich stellte zu meinem Erstaunen fest, dass ich mit meinen Schwedischkenntnissen zumindest in Grundzügen auch Norwegisch und Dänisch verstand.

Deshalb lernte ich auch die anderen skandinavischen Sprachen und las bald die Klassiker (Ibsen, Hamsun, Kierkegaard) wie auch vieles, was noch gar nicht übersetzt war, zum Beispiel Svein Jarvoll. Dessen Roman Eine Australienreise war für mich in vielerlei Hinsicht ein Aha-Erlebnis. Weil ich ihn so toll fand, wollte ich ihn auch anderen zeigen und entschied mich, ihn zu übersetzen.

Daneben gab mir Jarvolls Buch den Anstoß, Katalanisch zu lernen, denn es enthält ein ganzes Kapitel über den Dichter Ausiàs March, mit Zitaten, die ich zum damaligen Zeitpunkt nicht verstand und die meine Neugier anregten. Und auch die katalanische Literatur konnte mit vielen Autor:innen aufwarten, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte: Víctor Català, Ventura Ametller, Montserrat Roig und andere.

Eine Sprache erschließe ich mir am liebsten über die Literatur des jeweiligen Landes. Mich interessieren nicht nur die Geschichten an sich, sondern auch ihre literarische Form. Und wenn mich ein Roman, ein Gedicht- oder ein Essayband besonders begeistern, dann versuche ich, meine Faszination nicht nur für mich zu behalten. Übersetzungen sind das beste Mittel hierfür. Aber auch Essays, die anderen einen Einblick in einen bestimmten Text oder in meine Arbeit geben.

Spannende, originelle oder auch abseitige Geschichten sind das eine. Das Wichtigste ist, sie ansprechend zu übersetzen. Die philologische Genauigkeit, die ich im Skandinavistik-Studium in Greifswald gelernt habe, hilft mir bei der Arbeit an meiner deutschen Fassung. Aber ohne meine Erfahrungen aus dem Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim fiele es mir wohl deutlich schwerer, meine Übersetzungen auszugestalten und mich über sie zu äußern. Ich bin mit meiner Arbeit erst dann zufrieden, wenn Exaktheit und künstlerische Gestaltung sich so weit wie möglich angenähert haben.

Außerdem bin ich beim VdÜ und bei Books from Norway vertreten.